Die Kampagne | | Im Sommer 2008 konnte Prof. Mchail Stamm die Studenten der
Fh-Münster Design dafür begeistern, sich konkret an dem
Projekt zu beteiligen.
Zu diesem Zeitpunkt sollten Streubomben von der Bun-
desregierung noch 4 Jahre produziert und exportiert werden.
Aus diesem Grund gestalteten die Studenten 25 siebge-
druckte Flyer, die ab Weihnachten 2008, 25 tage lang
einzeln ans Bundeskanzleramt geschickt wurden. Zusätz-
lich fanden zahlreiche Events statt und Michail Stamms
Film über den Libanon " Zwischen leise und laut"" wurde
gezeigt. Die Medien berichteten darüber ausführlich. Wir
hoffen, dass dies dazu beigetragen hat, dass die Produktion
der Streubomben in Deutschland vorzeitig eingestellt
wurde.
Zur gleichen Zeit wurden in den Werkstätten der Fh Proto-
typen von Instrumenten gebaut, die mit genauen Angaben
der einzelnen Arbeitsschritte und Bauanleitungen, den
einfachen Nachbau im Libanon ermöglichen sollten.
( siehe "Kunst ist Therapie" ).
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Mohamad als Fotograf | | Im Libanon erzählte Mohamad, dass er gerne Fotograf werden
möchte. Als er dann in Deutschland war, besorgten wir ihm eine
Kamera und so fotografierte er seine neuen Freunde, seine Gast-
familie, die Schwestern im Krankenhaus und einmal viele fliegende
Vögel. Die Gruppe, die unter Leitung von Michail Stamm mit ihm in
dem speziell dafür eingerichtetem weissen Raum des Krankenhau-
ses und auch ausserhalb arbeitete, übertrug ihm die Verantwortung,
alles fotografisch zu dokumentieren. | |  |
Mohamad | | Bei unserem ersten Besuch im Libanon, begegneten Katja Kassem
und Prof.Tim Filler in einem Krankenhaus in Beirut zum ersten Mal
Mohamad, einem kleinen Jungen, der in einem Palästinenserlager
lebte. Er hatte schwere Verbrennungen an Rücken und Armen und
beide Beine waren durch Sprengbomben abgerissen worden.
Katja Kassem versprach, sich um ihn zu kümmern, so wie das alle
Fernsehteams taten, die ihn aus aller Welt filmten.
Bei unserem zweiten Libanon Aufenthalt haben wir ihn in dem Palästi-
nenserlager besucht.
Für den Film " Zwischen leise und laut " liess er sich von Prof. Michail
Stamm dabei filmen, wie er mühselig, aber mit dem ihm eigenem
Humor seine beiden Beinprothesen anzog. 10 lange Minuten.
Dieser FIlmausschnitt diente später in Deutschland als Anschuungs-
marterial für Unterstützer des Projektes.
Katja Kassem organisierte in Deutschland ein entsprechendes Kran-
kenhaus. ( Herz.Jesu-Krankenhaus in Hiltrup) und brachte ihn bei
ihrer Familie in Rheine unter, wo man sich liebevoll um ihn kümmerte.
Am 7.1. 08 wurde er stationär aufgenommen.
Danach erfolgte die genauere Diagnostik und Therapieplanung.
und am 14.1.08 wurde er operiert. ( siehe Medizin )
Nachdem die Operationswunden abgeheilt waren, begann Mohamad
mit der Physiotherapie und als er in der Lage war, kurze Strecken auch
ohne Gehstützen zu gehen entsprechend der > Gesamtkonzeption<
des Vereins, die Kunsttherapie.
Eine Gruppe unter Leitung von Prof. Stamm arbeitete mit Mohamad
getalterisch. ( siehe Psychologie) Dafür wurde im Krankenhaus
ein spezieller Raum eingerichtet. ( Der weisse Raum ).
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Mohamad im Herz.Jesu Krankenhaus | | Laut der Untersuchungsbefunde zeigte sich, dass der Junge
unzählige Metallsplitter durch die Streubombenverletzung noch
im Körper hatte. Die meist störenden Splitter befanden sich gehäuft
im Bereich des Gesäßes, der Oberschenkel und Beinstümpfe.
Diese Splitter bereiteten Mohamad starke Schmerzen und eine
Prothesenversorgung war in seinem Zustand unmöglich. Mohamed
hatte im linken Oberschenkelknochen auch zwei Marknägel, die im
Libanon zur Versorgung der Knochenbrüche eingesetzt wurden.
Im Bereich der Beugeseite der Beine verspürte der Junge allein
schon bei leichter Berührung oder Bewegung einen extremen
Schmerz, der ausgelöst wurde durch so genannte Reizung von
Neuromen. Diese sind gutartige Knotenbildung von Nerven, die an
der Stelle der Amputation sich entwickelt haben.
Die Operation erfolgte am 14.1.2008
Operative Therapie:
Entfernung multipler Metallsplitter
Behandlung der Schmerzsymptome durch Entfernung von Neuronen
und Kürzung des Perineus Nervens des linken Bein
Entfernung von zwei Marknägeln im linken Oberschenkelknochen
Nachdem die Operationswunden abgeheilt waren, begann Mohamad
mit der Physiotherapie. Parallel dazu wurden seine neuen Prothesen
entwickelt und in mehreren Sitzungen an seine Amputationstümpfe
immer wieder angepasst. Mohamad bekam links eine Unterschenkel-
prothese und rechts eine Oberschenkelprothese. Durch gezieltes
Krafttraining der Rücken, Hüft und Oberschenkelmuskulatur ent-
wickelte sich Mohamad hervorragend, so dass er in Kürze lernte,
mit seinen neuen Beinen mit Gehstützen selbständig längere Streck-
en zu laufen. |  |
Tyrous | | Derzeit konzentrieren wir uns auf die Einrichtung eines
Kinderkrankenhauses in Tyrous im Süden.
In dieser Krisenregion ist die nächste Klinik, die auf die
Bedürfnisse traumatisierter Kinder spezialisiert ist, bis
zu 200 km entfernt. Körperliche wie seelische Verletz-
ungen entstehen noch immer durch die großen Mengen
von Minen, Sprengkörpern (Streubomben) etc. Viele
notdürftige Primärversorgungen bedürfen dringender
Nachbehandlung. Die seelischen Schäden sind bislang
überhaupt nicht therapiert. | |  |
Jouwaja | | Eine kleine Deligation hat sich im vergangenen Sommer in einem
leeren Krankenhaus einquartiert und vor Ort die ersten räumlichen
Nutzungen überlegt. Ein Raum wurde für erste psychologische
Gespräche eingerichtet und von Wahiba Abou-saleh und Michael
Mangold erprobt. Michail Stamm arbeitete an seinem neuen Film
" Zwischen leise und laut". Katja Kassem stellte den Verein im Ge-
meindezentrum vor, wobei der 1. Film von M.Stamm" Weinen und
Lachen " gezeigt wurde und die ersten Bücher " Die Schmetter-
lingslüge " verteilt wurden. Nach vielen Gesprächen mit ent-
sprechenden Fachleuten, wurde überlegt, ob es nicht sinnvoller
wäre, statt des völlig renovierungsbedürftigen Krankenhauses
und für die Kunst- therapeutischen Planungen sehr ungünstigen
räumlichen Bedingungen, die Vorteile eines Neubaus zu nutzen.
Von Jouwaja aus besuchte die Gruppe andere Hilfsorganisationen,
verletzte und traumatisierte Kinder und Vertreter aller im Libanon
vorhandenen Religionen und machte sich vor Ort ein Bild
von den Kämpfen in dem Palistinenserlager und auch von der
Arbeit der Minenräumkommandos, ( einer der gefimten
Männer, wurde nur einen Monat später von einer Mine getötet )
Es wurden auch erste Kontakte zu libanesischen Künstlern
hergestellt, die bereit sind, sich an dem Projekt zu beteiligen.
Eine kleine Deligation reiste gerade erneut in den Libanon um
auch in der Hafenstadt Tyrous nach einem geeignetem Standort zu
suchen.
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Die Schmetterlingslüge | | Im Libanon wird nur unzureichend über die Gefahren für Kinder
durch zurückgebliebene Explosionskörper informiert. Wir haben
daher ein Buch entwickelt, dass mit Kinderbuchillustrationen die
jüngeren Mädchen und Jungen über die ersten einfachen Mass-
nahmen im Umgang mit diesen Sprengbomben informiert.
Es wurde von Philipp Louven illustriert, in englisch und arabisch
übersetzt und in einer 1. Auflage von 10.000 Stück im Coppenrath
Verlag verlegt. Ein Teil der Bücher wurde gerade von uns in den
Libanon mitgenommen und in den am meisten betroffenen
Gebieten verteilt. Dies war auch die erste Maßnahme, unseren
Verein einem grösseren Teil der Bevölkerung vorzustellen. | |  |
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